Die 7 Sünden der modernen Welt nach Gandhi

Mahatma Gandhi schenkte seinem Enkel Mohandas, als dieser ihn 1947 besuchte, eine Liste mit den „sieben groben Fehlern, die die menschliche Gesellschaft begeht und die sämtliche Gewalt verursachen“. Der Enkel reiste ab und sah seinen Großvater nie wieder, denn Gandhi wurde drei Monate später ermordet. Seine Gedanken aber haben seitdem nichts von ihrer Strahlkraft verloren.

„Stärke kommt nicht von der körperlichen Leistungsfähigkeit. Sie kommt von einem unbezwingbaren Willen.“

Mahatma Gandhi

Die sieben gesellschaftlichen Sünden sind eine interessante Zusammenstellung jener Verhaltensweisen, die der Gesellschaft als Ganzes schweren Schaden zufügen. Gandhi war der Überzeugung, dass die Moral eine überlegene Kraft sei. Aus diesem Grund wies er darauf hin, welche Faktoren die Moral gesellschaftlich untergraben.

Moralische Kräfte sind eine Reihe von Werten. Dazu gehören religiöse, bürgerliche, familiäre und andere Tugenden. Sie alle bilden eine Ethik. Gesellschaftliche Sünden wiederum beziehen sich auf Verhalten, das der Ethik zuwiderläuft, auf Situationen, die die Gesellschaften schwächen.

1. Politik ohne Prinzipien

Bei Politik denken wir an Kanzler, Präsidenten, Abgeordnete. Es ist üblich, sie zu kritisieren und als korrupt zu bezeichnen. Für viele ist das auch der Vorwand, sich nicht an der Politik zu beteiligen. Wir vergessen jedoch, dass auch wir Teil dieses Regimes sind, das wir infrage stellen. Wir alle engagieren uns in der Politik, als aktive oder passive Teilnehmer. Die Frage ist, ob unsere Beteiligung dazu beiträgt, Werte in der Politik zu schaffen oder nicht.

2. Geschäfte ohne Moral

Ehrgeiz ist ein weiterer Faktor, der manchmal zu gesellschaftlichen Sünden führt. Wenn man nur an das eigene Wohlergehen denkt, entsteht meist die Vorstellung, dass es jede Handlung rechtfertige.

3. Wohlergehen ohne Arbeit

Arbeit ist nicht nur ein Mittel, um ein Einkommen zu erzielen. Arbeiten und Verdienen ist auch ein Faktor, der uns Würde bereitet. Von der Arbeit anderer zu leben, verschlechtert unser Sein. Das Wohlergehen muss die Frucht der Anstrengung sein. Es ist üblich, dass, wer lebt, ohne nützlich zu sein, sich selten wirklich wohlfühlt. Das Gegenteil ist der Fall: Er wird unersättlich, nichts wird ihn zufriedenstellen, nichts ergibt Sinn.

4. Bildung ohne Charakter

Bildung ist ein integraler Prozess. Jemanden zu bilden bedeutet nicht, ihn zu unterweisen, als wäre er eine Maschine. Wer für die Bildung eines Menschen verantwortlich ist, muss sich bewusst sein, dass er gegenüber den Prinzipien, die er vermittelt, standhaft sein muss. Inkonsequenz ist eine schreckliche Botschaft für einen Menschen in Ausbildung.

5. Wissenschaft ohne Menschlichkeit

Obwohl die Wissenschaft im Prinzip der Menschheit dient, gibt es auch viele Fälle, in denen dies nicht der Fall ist. Zum Beispiel, wenn ungenaue, falsche oder gar erfundene Ergebnisse publiziert werden oder wenn Experimente und Untersuchungen durchgeführt werden, die unethisches Verhalten an Menschen und Tieren erfordert.

6. Genießen ohne Verantwortung

Das Streben nach Vergnügen ist absolut legitim. Jeder Mensch hat das Recht, das zu suchen, was seinen Sinnen und seinem Geist Freude bereitet. Die schlechte Nachricht ist, dass Vergnügen am Ende Schaden anrichtet, wenn es im Überfluss gesucht wird.

Gandhi blickte stoisch auf das Vergnügen. Er sah in der Mäßigung eine der großen Tugenden. Verantwortung im Angesicht des Genusses bedeutete für ihn, das Gleichgewicht im Angesicht dessen zu bewahren, was uns Freude bereitet.

7. Religion ohne Opfer

Obwohl Gandhi ausschließlich von Religion spricht, kann dieses Prinzip auf jede Art von „Glauben“ angewendet werden, ob religiös motiviert oder nicht. Wenn ein Glaube bekundet wird, verlangt er, dass das, was im Geist und im Herzen ist, in Taten umgesetzt wird. Glaubt man wirklich an etwas, muss man zuweilen bereit sein, anderes dafür aufzugeben.

Dies sind also die sieben gesellschaftlichen Sünden, vor denen Gandhi gewarnt hat. Man muss nicht lange suchen, um Beispiele dafür in der heutigen Welt zu finden. Vor allem aber war sein Leben ein Beispiel für den Kampf gegen derart sündhaftes Verhalten. Und noch wichtiger als die Tatsache, dass er so vieles erreicht hat, ist, dass ihm das durch die Anwendung seiner Prinzipien und seiner moralischen Stärke möglich war.

Axel Hamann

www.best-practice-institute.com

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