Wie Freundlichkeit Dein Gehirn verändert

Nett ist nicht die kleine Schwester von Sch.., sondern die große Schwester von Glück und Zufriedenheit.

Nett zu sein verändert unser Gehirn, wie Studien zeigen. Es hilft auch dem Helfer. Besonders wirksam sind sogenannte Random Acts of Kindess, „zufällige Akte der Freundlichkeit“. Kleine gute Taten, oft an Wildfremde gerichtet. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Und ganz besonders jetzt in herausfordernden Zeiten.

In einer Studie an der Berkeley University berichtete der Großteil der Teilnehmer, mehr Energie zu haben, nachdem sie einem anderen geholfen hatten. Sie fühlten sich optimistischer, stärker und selbstbewusster und verspürten deutlich mehr Gelassenheit.

Freundliches Handeln lässt nämlich den Neurotransmitter Serotonin ausschütten und uns die Welt und uns selbst mit anderen Augen sehen. Dr. Sonja Lyubomirsky von der University of California hat über 20 Jahre lang zum Thema Glück geforscht. Sie sagt: „Wenn wir gut zu anderen Menschen sind, fühlen wir uns gut – als gute Menschen, optimistischer, positiver und moralischer.“

Eine Harvard-Studie zeigte, dass Menschen, die Gutes tun – zum Beispiel Geld spendeten – glücklicher sind als andere. Und Forscher konnten noch viele weitere sehr positive Effekte nachweisen, wenn wir unsere Freundlichkeit bewusst kultivieren:

  • Weniger Schmerzen und Bluthochdruck
  • Weniger Ängste, Sorgen und Panikattacken
  • Weniger Depressionen

So sollten zum Beispiel Menschen mit starken sozialen Ängsten in einem Experiment der University of British Columbia einmal täglich an sechs Tagen in der Woche eine Kleinigkeit für andere tun. Die Tür aufhalten, den Abwasch machen, obwohl ein anderer dran wäre, ein paar Euro spenden, das Essen eines Freundes bezahlen. Die Teilnehmer waren schon nach vier Wochen in drastisch positiver Stimmung und viel zufriedener mit ihren Beziehungen – und ihr soziales Vermeidungsverhalten baute sich ab.

Neben Serotonin wird auch mehr vom Bindungshormon Oxytocin im Gehirn freigesetzt, das auch beim Kuscheln sowie nach dem Sex ausgeschüttet wird. Und das Stresshormon Cortisol verringert sich um 23 Prozent. Die Freundlichkeit ist also sehr freundlich zu uns.

Je regelmäßiger wir sie praktizieren, desto mehr baut sich unser Gehirn entsprechend um, der lebenslangen Veränderbarkeit der Nervenbahnen (Neuroplastizität) sei Dank. Jeder von uns kann Güte nachweislich wie einen Muskel trainieren.

Die körperlichen und seelischen Auswirkungen verlängern sogar unser Leben. Christine Carter schreibt in ihrem Buch „Raising Hapiness“: „Menschen über 55, die sich freiwillig in Organisationen einbringen, haben eine um 44 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit, verfrüht zu sterben. Und zwar nachdem sämtliche anderen Faktoren wie Gesundheit, Geschlecht, oder Gewohnheiten wie Rauchen ausgeschlossen wurden. Dieser Effekt ist stärker, als viermal in der Woche Sport zu treiben.“

Freundlichkeit und gerade auch die Random Acts of Kindness können neben Deinem Gehirn auch die Welt verändern. Dr. David R Hamilton schreibt in seinem Buch „The Five Side Effects of Random Kindness“ von einem besonders großen Act of Kindness, an dem sich dieser Domino-Effekt zeigt. Ein 28-Jähriger ging in eine Klinik und spendete anonym eine Niere. Viele der Familienmitglieder des Mannes, der dank dieser Organspende überleben konnte, spendeten ebenfalls eine Niere – so konnten, wie es im New England Journal of Medicine dokumentiert ist, in kurzer Zeit zehn Patienten in ganz Amerika eine neue Niere erhalten. Alles die Folge dieses einen ersten Spenders.

Natürlich müssen wir nicht gleich eine Niere spenden. Schon die kleinsten Dinge zählen. Etwa diese hier:

  • Ein ehrlich gemeintes Kompliment machen
  • Jemanden an der Supermarktkasse vorlassen
  • Die Tür aufhalten
  • Einem Obdachlosen was vom Einkauf abgeben
  • Einem alten Lehrer schreiben, der unser etwas Wertvolles mit auf den Weg gegeben hat
  • Jemandem Danke sagen, der das viel zu selten hört (Postbote, Müllmann, Polizist, …)
  • Jemanden anlächeln auf der Straße
  • Jemandem ein Buch schenken, das ihm gefallen könnte
  • Oma oder Opa anrufen
  • Dem Partner einen Kaffee ans Bett bringen
  • Ein wirklich offenes Ohr haben für einen anderen
  • 2 Regenschirme mit ins Büro nehmen und einen verleihen, wenn einer sonst ohne ins Unwetter müsste
  • Einen Sitzplatz freimachen

Viel Freude … und es macht das Leben gleich leichter und schöner. Auch in der Krise!

Axel Hamann

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