Alle reden über „Lebenslanges Lernen“…

Viele Chancen und Optionen aus unseren Jugendträumen werden uns nie offen stehen (Olympia-Teilnahme oder Astronaut werden…). Viele Fähigkeiten und Ziele dauern sehr lange und es bedarf viel Geduld und Zeit sie zu erreichen (eine eigene Firma gründen, CEO eines Großkonzerns werden oder das eigene Haus bauen). Einiges liegt aber auch direkt vor unseren Füßen und kostet nicht viel mehr, als etwas Mut und die Freude am Entdecken. Warum nicht mal im nächsten Skiurlaub anstatt der Skier ein Snowboard ausleihen? Oder mit 50 anfangen, Klavier zu lernen? Seine eigene WordPress Homepage erstellen? Doch endlich mal Italienisch lernen? Wie hat es Hermann Hesse so schön in seinem Gedicht „Stufen“ beschrieben:
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Das vielzitierte „Lebenslange Lernen“ hat aber auch eine andere Seite. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht aktuell davon aus, dass bis 2025 in Deutschland 1,5 Millionen Arbeitsplätze aufgrund fortschreitender Digitalisierung wegfallen. Allerdings würden wohl ebenso viele neu geschaffen. Hunderttausende Beschäftigte müssten sich beruflich vollkommen neu orientieren. Mit einer persönlichen Einstellung wie „Ich habe ausgelernt“ wird man in der Arbeitswelt 4.0 nicht weit kommen. Was können wir machen, um der Industrie 4.0 gewachsen zu sein?

Hier ein paar Gedanken von der Sozialwissenschaftlerin Prof. Jutta Allmendinger:

Wie können unterschiedliche Bedürfnisse zu unterschiedlichen Zeiten in unser Bildungssystem integriert werden?

Wir haben bislang ein System, das gleich zu Beginn alle Bildung in die Menschen kippt. Danach sollen sie 45 Jahre arbeiten. Hier liegt das Problem: Ich empfehle eine neue Aufteilung der bisher üblichen drei Blöcke Ausbildung, Arbeit, Ruhestand.

Wir müssen ein zweites Bildungssystem aufbauen, das wir nach etwa 15 Jahren Erwerbstätigkeit wieder besuchen. Die Umbrüche während eines Lebens sind mittlerweile so groß, dass wir an eine zweite oder gar dritte Berufsbildung denken müssen.

Unsere Lebenserwartung bei guter Gesundheit steigt. Wenn wir von etwa 55 Jahren zwischen dem ersten Eintritt in den Arbeitsmarkt und dem letzten Austritt aus dem Arbeitsmarkt ausgehen, könnte jeder von uns Ziehungsrechte für insgesamt zehn Jahre in diesem Zeitraum erhalten. Es wäre also keine Verlängerung der Arbeitsdauer, nur eine andere Ordnung.

Welche Vorteile hätte ein zweites Ausbildungssystem?

Bleibt man bei dem zunächst gewählten Beruf, eignet man sich die neuen Entwicklungen an. Stirbt der Beruf aufgrund technologischer Entwicklungen aus, oder ist es zu belastend, um ihn 45 Jahre lang auszuüben, erlernt man einen neuen.

Ich verbinde aber noch eine weitere Hoffnung damit: erweiterte Netzwerke, das Miteinander unterschiedlicher Menschen, die sich sonst nie treffen würden. Wenn wir auf solche Begegnungsmöglichkeiten verzichten, verstehen sich die unterschiedlichen Personenkreise nicht mehr und finden keine gemeinsamen Themen.

Wie können alle auf dem digitalen Stand der Dinge bleiben?

Alle paar Jahre bekomme ich einen Aufruf zum Mammografie-Screening. Ich wäre rigide und würde in Analogie dazu ein Zertifizierungswesen einführen: Alle paar Jahre kommt eine Aufforderung zur präventiven Bildung. Man geht hin, loggt sich ein und sieht, wo man vor fünf Jahren stand. Dort knüpft man an.

Im Grund sprechen Sie vom lebenslangen Lernen in Reinform.

Aber der Stressfaktor ist kleiner, wenn der Staat die Möglichkeiten schafft, das Lernen in den Lebenslauf zu integrieren. Und wenn man weiß, was eigentlich zu erlernen ist. Alle sollten verstehen, wie immer neue Apps und soziale Medien funktionieren, wie man eine Suchmaschine bedient. Wir müssen das Wissen um die Digitalisierung zum Gemeingut machen. Nur dann können wir auch bewusst damit umgehen.

Weitere Infos:

http://www.sueddeutsche.de/digital/digitalisierung-vier-updates-fuer-deutschland-1.3328903-2

http://www.zeit.de/2006/16/C-Allmendinger_16

 

Viele Grüße

Axel Hamann

www.best-practice-institute.com

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