Das Problem mit der Konzentration – Teil 1

Moderne Arbeitswelt und konzentrierte Arbeit, passt das noch zusammen? Schon in den 40-er Jahren haben Theodor W. Adorno und Max Horkheimer die Moderne dafür kritisiert, dass diese den Menschen ständig mit Informationen berieselt, sodass dieser die Welt immer aus einer vernebelten Perspektive sieht. Durch die ständige Benebelung wird dem Menschen die Fähigkeit zur kritischen Beurteilung von Dingen genommen.

Fast 80 Jahre nachdem die beiden Philosophen ihr Werk „Dialektik der Aufklärung“ geschrieben haben, hat sich die Situation deutlich verschärft. Heute konsumiert der Mensch nicht mehr nur in seiner Freizeit, sondern auch während seiner Arbeit. Durch die Push-Funktion des Smartphones wird man ständig über Nachrichten informiert. Dieses ständige informiert-sein, auch über unwichtige Dinge, sorgt dafür, dass die Fähigkeit der Konzentration immer mehr verlernt wird. Denn durch die vielen Unterbrechungen sind wirkliche Konzentrationsphasen gar nicht möglich, da das Gehirn immer längere Phasen ohne Unterbrechungen benötigt, um effektiv zu arbeiten. Wer wirklich konzentriert arbeitet, schafft in der gleichen Zeit mehr, als Personen, die sich immer wieder unterbrechen lassen.

Durch die vielen Unterbrechungen sind Konzentrationsphasen nicht möglich

Autoren wie Cal Newport kritisieren jedoch, dass in der modernen Arbeitswelt kaum noch jemand in einen Zustand tiefer Konzentration gelangt. Wir werden ständig abgelenkt durch Nachrichten auf dem Smartphone, Twitter, Facebook usw. Man möchte immer auf dem aktuellen Stand sein und nicht von den anderen abgehängt werden und lässt sich daher darauf ein, bei jedem Piepsen auf sein Smartphone zu schauen. Das Smartphone trägt nur dann zur Verbesserung von Konzentration bei, wenn man es benutzt, um ein praktisches Ziel zu verwirklichen. Sobald jedoch das Smartphone für Zwecke verwendet wird, die nicht zur Verwirklichung eines Ziels beitragen, wird die Konzentrationsphase unterbrochen und sie müssen wieder von null beginnen. Das wiederholte Einfinden in eine Konzentrationsphase kostet jedoch mehr Energie, als in der Konzentrationsphase zu bleiben.

Newport zufolge ist einem Großteil der Menschen nicht bewusst, dass sich das Lesen von E-Mails negativ auf ihre Produktivität auswirkt. Man denkt, ich bin doch produktiv, jedoch ist genau das Gegenteil der Fall. Doch das Checken von E-Mails beansprucht wesentlich weniger Ressourcen und wird vom Gehirn daher bevorzugt. Konzentration frisst Energie und ist anstrengend, E-Mails lesen kostet kaum Energie.

Regelungen gegen „digitale Demenz“

In naher Zukunft müssen Regelungen für diese Problematik geschaffen werden, sonst könnte es wirklich zu einer „digitalen Demenz“ kommen. So benennt Manfred Spitzer den Prozess, bei dem das Gehirn langsam die Fähigkeit zur Konzentration verliert, wenn man dauerhaft immer mehr Aufgaben durch Smartphones lösen lässt und nicht mehr durch seine eigene Denkleistung.

Die Ironie an der Sache ist, dass konzentrierte, also schwierige Arbeit, auch die zufriedenstellende Arbeit ist. Dem Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi zufolge kommt man in wirklichen Konzentrationsphasen in einen Flow, also in einen gedanklichen Fluss. Dieser Flow ist zwar anstrengend, macht aber glücklich, wenn man ihn regelmäßig erreicht. Denn wer in einem Flow ist, der vergisst alles um sich herum, auch Probleme und Sorgen. Mihaly Csikszentmihalyi zufolge haben viele Menschen in der heutigen Arbeitswelt weniger Flow-Momente und sind weniger glücklich, als die Menschen, die noch ohne Internet arbeiteten, da sie sich von Smartphones und E-Mails aus den tiefen Konzentrationsphasen reißen lassen und damit Flow-Momente verhindern.

 

Wie Sie im Flow bleiben können, erfahren Sie im 2. Teil.

Julian Fassio und Axel Hamann

Ihr Best Practice Institute

www.best-practice-institute.com

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