Für eine positive Fehlerkultur!

Beim letzten Elternabend berichtete der Mathelehrer der 5. Klasse, dass er versucht in der Klasse einen positiven Umgang mit den Fehlern beim Lösen der Matheaufgaben zu fördern. Seiner Meinung nach sind die Fehler auf dem Weg zur Lösung die beste Lernhilfe für ein umfassendes Matheverständnis. Recht hat er. Aber warum fällt es uns im Beruf so schwer das Positive in Fehlern zu sehen?

Anstatt Zeit mit der Suche nach einem Schuldigen zu verschwenden, sollten Unternehmen besser in die Zukunft blicken. Denn Fehler führen oft zu einem positiven Lernprozess und können sogar Innovationen ermöglichen:

„Fehler vermeidet man, indem man Erfahrung sammelt. Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht.“ Laurence Johnston Peter, amerikanischer Managementberater

Lähmende Angst im Unternehmen

Oberflächlich betrachtet bringen Fehler ausschließlich Probleme mit sich: Im schlimmsten Fall kosten sie Geld, Arbeitszeit und führen zu unzufriedenen Kunden. Viele Vorgesetzte vermitteln ihren Mitarbeitern das Gefühl: Fehler sind zu vermeiden – und zwar um jeden Preis. Dieser restriktive Ansatz führt dazu, dass Angestellte oft gelähmt vor Angst sind: Sie versuchen, jede mögliche Fehlerquelle auszuschalten. Oftmals mit dem Ergebnis, dass sie den sichersten Weg im Arbeitsablauf gehen und Risiken scheuen.

Dieser Ansatz führt jedoch dazu, dass Innovationen verhindert werden und das Unternehmen nicht vorankommt.
Wie weit verbreitet dieses Problem ist, zeigt eine Ernst & Young Umfrage. Zwar glauben 66 Prozent der Führungskräfte, dass eine offene Diskussionskultur zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten herrscht. Die befragten Mitarbeiter waren jedoch weit weniger optimistisch: 42 Prozent attestieren ihrem Arbeitgeber eine offene Diskussionskultur. 18 Prozent der 800 befragten Angestellten gaben sogar an, dass in ihrem Unternehmen Fehler nicht angesprochen würden. Diese Zahlen verdeutlichen: Selbst wenn die Vorgesetzten den Eindruck haben, dass sie ihren Mitarbeitern ein positives Gefühl für Fehler vermitteln, kommt dieses bei den Angestellten nicht immer an.

Eine positive Unternehmenskultur zu etablieren, in der Mitarbeiter Fehler offen zugeben können, ist eine langfristige Aufgabe und benötigt viel Zeit und Energie der Führungsebene. Oftmals kommt es jedoch weniger auf umfangreiche Feedbackprozesse an, sondern vielmehr auf eine positive Grundhaltung gegenüber Fehlern, die Mitarbeitern vermittelt wird.

Fünf Tipps auf dem Weg zur positiven Fehlerkultur:

  1. Fehler eingestehen: Dieser Tipp klingt zwar banal, ist aber eine Grundvoraussetzung für eine positive Fehlerkultur. Nur wenn sich alle eingestehen, dass Fehler zum Arbeitsalltag dazu gehören und in Maßen passieren dürfen, entspannt sich die Arbeitsatmosphäre. Vermitteln Sie Ihren Angestellten das Gefühl, dass Sie nicht bei dem kleinsten Fehler ihre Kompetenz in Frage stellen.
  2. Verbesserung statt Bestrafung: In vielen Unternehmen lautet die erste Reaktion auf einen Fehler: Wer ist der Schuldige? Wer diese Frage stellt, setzt seine Mitarbeiter nicht nur unter Druck, sondern sorgt auch dafür, dass sich das Arbeitsklima unter den Angestellten verschlechtert. Die wichtigste Frage sollte lauten: Was können wir in Zukunft besser machen? Wie verhindern wir, dass sich der Fehler wiederholt?
  3. Sachlich statt emotional kommunizieren: Im Stress fallen schnell Worte, die man hinterher bereut. Wer mit Wutausbrüchen und pauschalisierenden Vorwürfen reagiert, muss sich jedoch nicht wundern, wenn Mitarbeiter in Zukunft nicht mehr den Mut aufbringen, Probleme einzugestehen. Die Lösung ist eine sachliche Argumentation, die lösungsorientiert ist. Sollten trotz des besten Vorsatzes Vorwürfe genannt werden, ist hinterher eine Entschuldigung angebracht.
  4. Mit gutem Beispiel vorangehen: Wer seinen Mitarbeitern versichert, dass sie Fehler eingestehen dürfen, gleichzeitig aber nicht zu eigenen Fehlern steht, erreicht in der Regel nicht viel. Wichtig ist daher, dass sich Vorgesetzte ihre eigenen Worte zu Herzen nehmen und im Zweifelsfall auch vor versammelter Mitarbeiterschaft eingestehen, dass ein Fehler passiert ist. Damit unterstützen sie den Kulturwandel im Unternehmen nachhaltig.
  5. Gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten: Wenn ein Mitarbeiter ein Problem erkannt und benannt hat, sollten Sie ihm für seinen Mut Rückendeckung geben. Vermitteln Sie ihm das Gefühl, dass Sie die Ehrlichkeit honorieren und ihm deshalb nicht die Kompetenz absprechen. Gleichzeitig ist aber auch wichtig, dass er nicht alleine mit den Folgen des Fehlers zurechtkommen muss und man gemeinsam bessere Lösungen für die Zukunft
  6. erarbeitet.

Eine positive Fehlerkultur bedeutet nicht, weniger präzise und fürsorglich zu arbeiten. Es geht im Gegenteil vielmehr darum, aus negativen Erfahrungen etwas Positives für das gesamte Unternehmen zu schaffen und damit im Wettbewerb zu bestehen.

Axel Hamann

https://www.best-practice-institute.com

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