Weiterbildung in Zukunft zulasten der Arbeitnehmer?

Die Ausgaben von Unternehmen für die berufliche Weiterbildung sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. So gaben 2013 Arbeitgeber mehr 33 Milliarden für die Weiterbildung ihrer Arbeitnehmer aus. Es zeichnet sich jedoch eine Wende ab hinsichtlich der Verteilung dieser Kosten. Zukünftig werden die Arbeitnehmer stärker an den Kosten für Weiterbildungen beteiligt werden oder müssen die Kosten ganz aus eigener Tasche bezahlen.

Für viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist diese Praxis fast schon selbstverständlich. So gaben in einer Umfrage von Hays 65% der Arbeitgeber und 62% der Arbeitnehmer (bezogen auf Wissensarbeiter) an, dass die Arbeitnehmer für die Investition in Weiterbildung zuständig sein sollten. In anderen Bereich als der Wissensarbeit würde dieser Anteil sicher niedriger ausfallen, da aber immer mehr Berufe viel Wissen bzw. mehr geistige Arbeit voraussetzen, wird sich diese neue Praxis zukünftig sicher durchsetzen.

Daneben zeigt sich noch eine andere Entwicklung: Weiterbildung findet immer mehr in der Freizeit der Arbeitnehmer statt. 2007 fanden 80% der Weiterbildungsmaßnahmen während der Arbeitszeit statt. 2017 – 10 Jahre später – sind es nur noch 66%. Diese Entwicklung freut natürlich die Unternehmen, da sie ungern auf die Arbeitskraft verzichten wollen und daher eine Weiterbildung in dessen Freizeit präferieren. Gleichzeitig wollen sie aber, dass die Arbeitskräfte die Kosten für die Weiterbildung übernehmen.

Diese Praxis könnte früher oder später Probleme nach sich ziehen, denn wer bildet sich aus eigener Tasche während der eigenen Freizeit ohne direkte Anreize weiter? Damit dieses Konzept funktioniert, sollten die Arbeitgeber dem Arbeitnehmer dessen individuelle Entwicklung aufzeigen, die auch eine Lohnerhöhung in Aussicht stellt. Besonders vor dem Hintergrund, dass es mittelfristig weniger hoch qualifizierte Arbeitnehmer gibt und der Wettbewerb um gesuchte Fachkräfte steigt.

In Zukunft wird also der Druck auf die Arbeitnehmer steigen, sich neben der Arbeit selbständig weiterzubilden. Dabei ist die Freizeit doch eigentlich dazu da, um Druck vom Personal zu nehmen. Diese Funktion der Freizeit sollte geschützt werden, anstatt sie geschickt dazu zu verwenden, den Arbeitnehmer noch mehr zu belasten, insbesondere, wenn dieser die Weiterbildung selbst bezahlt.

 

Axel Hamann

Ihr Best Practice Institute

www.best-practice-institute.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.