Ein Nachruf auf Kobe Bryant
Kobe Bryant war ein Nerd, ein Besessener, eine der schillerndsten Figuren im Basketball. Nun starb er bei einem Helikopterabsturz. Dieser Nachruf gilt nicht nur dem herausragenden Sportler, sondern dem Lernenden, der Zeit seines Lebens jeden Tag etwas besser werden wollte.
Bryant wollte immer vorn stehen, der Beste von allen sein. Sein Ehrgeiz ist durch unzählige Anekdoten dokumentiert. Wie er etwa mitten in der Nacht seine Trainer für ein Workout weckte. Oder wie er nach einer Verletzung seiner Wurfhand trotzdem weitermachte – und einfach alle Würfe mit der schwächeren Linken trainierte.
Der Sohn des ehemaligen Profis Joe Bryant wurde in Philadelphia geboren und wuchs zum Teil in Italien auf, weil sein Vater dort spielte. 20 Jahre lang spielte Bryant als Shooting Guard für die Los Angeles Lakers. Als er kam, war er 17, und als er ging 37 Jahre alt. Dazwischen: fünf Meisterschaften, zwei olympische Goldmedaillen und zahlreiche individuelle Rekorde. Der 18-malige Allstar ist einer der höchstdekorierten Basketballer der Geschichte.
Bryants unvergleichliche Arbeitseinstellung war die Grundlage für seine Karriere. Er arbeitete jeden Sommer intensiv an sich, entwickelte sich so zum kompletten Basketballer. Aber selbst während der kräftezehrenden Saison ließ er sich nach schwachen Spielen noch nachts eine Trainingshalle aufschließen und warf so lange, bis er zufrieden war.
Fragt man ehemalige Spieler-Kollegen nach Anekdoten über Kobe Bryant, lauten die Antworten meist ähnlich wie die von Chris Bosh, der 2008 gemeinsam mit Bryant bei den Olympischen Spielen antrat: „Wir sind in Las Vegas und wir alle kommen zum Team-Frühstück, am Anfang des ganzen Trainingslagers. Und Kobe kommt rein mit Eis auf seinen Knien und seinen Sportschuhen und alles. Seine Trainingsklamotten sind schweißgetränkt. Und ich sage: Es ist acht Uhr morgens, Mann! Wo zum Teufel kommt er her?“.
Seine Besonderheit beim Training war aber meiner Meinung nach nicht der Ehrgeiz und seine exzessiven Workout-Stunden, sondern seine selbstgesteckten Ziele beim Training: ein Team USA Trainer wollte um 11 Uhr am Vormittag das Training beenden (Kobe war schon seit 4:15 in der Halle), weil das Ziel der 800 Würfe erreicht was. Aber Kobe hörte erst auf als sein Ziel erreicht war – und das waren nicht 800 Würfe sondern 800 geworfenen Körbe!
RIP